Im KomMig wurden und werden diverse Projekte und Veranstaltungen zu Themen wie z. B. bürgerschaftliches Engagement, Inklusion und Migration und Partizipation umgesetzt. Hier stellen wir einige Projekte und Veranstaltungen vor:
Übersicht:
Menschen, die neu in Deutschland ankommen, möchten für sich und ihre Kinder Perspektiven schaffen. Ihre Ideen und ihr gestalterisches Potenzial, welches sie mitbringen, sind eine Bereicherung für unsere vielfältige Demokratie. Meist haben sie jedoch keine politische Stimme, wenn sie neu in Deutschland ankommen. Oft erleben sie, dass ihr Lebensbereich in großen Teilen einer Fremdbestimmung unterliegt, insbesondere dann, wenn sie als Geflüchtete herkommen und zunächst in Flüchtlingsunterkünften untergebracht werden. Doch Menschen müssen teilhaben und mitgestalten dürfen, damit sie sich integrieren und entfalten können. Deshalb fördert die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde) auf Basis des Hamburger Integrationskonzepts „Teilhabe, Interkulturelle Öffnung und Zusammenhalt“ ab September 2017 im Rahmen der Förderrichtlinie „Chancengerechte Teilhabe für Menschen mit Migrationshintergrund“ unter anderem Tandemprojekte.
In Tandemprojekten kooperieren Migrant*innenorganisationen (MO) mit größeren Trägern im Sektor der sozialen Arbeit und tauschen ihr Know-how aus. Die Effektivität zur nachhaltigen Professionalisierung von MO und dem Gewinn, welchen größere Träger dabei für sich erlangen, sowie der Nutzen für den gesamtgesellschaftlichen Fortschritt, lassen sich beispielhaft an dem Tandem zwischen der MO Asmara’s World e.V. und Fördern und Wohnen AöR aufzeige. Im Rahmen des Tandemprojekts wurde im Jahr 2018 der Prozess der Gründung eines Bewohner*innenrates in einer Wohnunterkunft für Geflüchtete erfolgreich initiiert, begleitet und gecoacht. Durch einen demokratisch gewählten Rat konnten Bewohner*innen ihre Belange gemeinschaftlich definieren und demokratische Instrumente für sich nutzen. Ein wesentlicher Bestandteil im Projekt war dabei die Partizipation der Bewohner*innen an aktuellen Prozessen der Entwicklung und Entscheidung von Angelegenheiten in der Wohnunterkunft, bis hin zur Förderung der Selbstbestimmung.
Kennzeichnend für ein solches Tandemprojekt ist dabei, dass die langfristige Professionalisierung der MO besonders effektiv gefördert wird, da MO über die Zusammenarbeit mit etablierten Trägern neben guten Vernetzungsmöglichkeiten auch relevantes Fachwissen dazugewinnen. Die etablierten Träger wiederum profitieren in der Zusammenarbeit von den innovativen Konzepten und dem kultursensiblen Zugang zu Zielgruppen, welchen die MO ermöglichen.
Die Kooperation zwischen Asmara’s World e.V. und Fördern und Wohnen AöR hat dazu geführt, dass sich aktuell weitere Bewohner*innenräte in anderen Wohnunterkünften im Hamburger Stadtgebiet gegründet haben und von der MO begleitet werden. Ganz spezifisch wird hier deutlich, wie Mitgestaltungs- und demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten für Menschen mit Zuwanderungs- oder Fluchthintergrund durch die Arbeit von MOs gefördert werden können. Gesamtgesellschaftlich wird durch den Ideenreichtum und die hohe Innovationskraft von MO ein enormer Beitrag zum sozialen (gesellschaftliche Teilhabe) und wirtschaftlichen (Integration in den Arbeitsmarkt) Fortschritt der Stadt geleistet.
Gefördert durch:
Was bedeutet eigentlich Bürgerschaftliches Engagement und wodurch zeichnet es sich aus? Inwiefern trägt Engagement-Förderung zur Demokratiebildung bei? Oder geht es nur um die Gewinnung von mehr „mithelfenden Ehrenamtlichen“? Und erdrücken professionelle Begehrlichkeiten das Bürgerschaftliche Engagement?
Unter dem Motto „WIR WOLLEN MITGESTALTEN! Bürgerschaftliches Engagement in einer diversen Gesellschaft“, veranstaltete das Kompetenzzentrum Migration des PARITÄTSCHEN Wohlfahrtsverbands Hamburg am 30. Januar 2020 eine Fachkonferenz. Dort hatten die über 60 Teilnehmenden die Möglichkeit – inspiriert durch Einführungsvorträge von Prof. Dr. Iman Attia (Berlin) und Dr. Michael Kiefer (Osnabrück) -, in Arbeitsgruppen Strategien zu entwickeln, wie man ausgeschlossene oder von Ausschluss bedrohten Menschen in unserer Gesellschaft, insbesondere geflüchtete Menschen, Migrant*innen und Engagierte mit einer Behinderung stärken kann. Dafür danken wir sowohl den Fachreferenten als auch den Teilnehmer*innen für die wertvollen Inputs während den Arbeitsgruppen und für die bemerkenswerten Ergebnisse.
Video zur Konferenz:
Impressionen:
Broschüre zum Download
Das Projekt „vernetzt & aktiv – Empowerment alevitischer und muslimischer Organisationen“ zielt darauf, nicht nur in die beteiligten Gemeinden, sondern genauso in gesamtgesellschaftliche Strukturen und Institutionen miteinzuwirken und diese mitzugestalten. Jede der drei Partnergemeinden bündelt und professionalisiert dabei ihre langerprobte Kernkompetenz, soziale Gemeindearbeit mit der eigenen ethischen Perspektive zu verbinden, in einem Projekt ihrer eigenen Wahl – etwa im Bereich der Kindertages- oder Seniorenpflege, der Jugendarbeit oder der praktischen Umsetzung uneingeschränkter Barrierefreiheit. Wir freuen uns, im Rahmen des vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat finanzierten Projektes für die kommenden 2,5 Jahre eine alevitische Gemeinde sowie zwei muslimische Gemeinden in Hamburg dabei zu begleiten, wohlfahrtspflegerische Strukturen in ihren Gemeinden auf- und auszubauen.
Zum Auftakt des Projektes hat die Projektleitung zum gemeinsamen Kochen eingeladen. Eine Möglichkeit für einen ersten Austausch mit den Projektmitgliedern und zur weiteren Entwicklung von Ideen für die gemeinsame Zusammenarbeit.
Am Mittwoch, den 29.01.2020, wurden unsere Mitgliedsorganisationen zum gemeinsamen „KomMig meets“ im syrischen Restaurant L’amira eingeladen. Beim diesjährigen Treffen wurde unter anderem über die Notwendigkeit von Schirmherrschaften und ihre Voraussetzungen gesprochen. Sollte man Politiker verpflichten, oder jemanden aus der Sportbranche? Welche Vorteile hat es eine/n Schirmherr*in für sein Projekt zu gewinnen?
Dazu wurde Schauspieler Dominic Boeer eingeladen, der jahrelange Erfahrung als politischer Akteur besitzt, um seine Expertise mit unseren MSOs zu teilen. Hier entwickelten sich sehr interessante Gespräche. Das KomMig bedankt sich bei Dominic Boeer für sein Engagement und dafür, dass er seine Expertise mit den MSOs teilt.
Von Juni 2016 bis Mai 2019 wurden sechs paritätische Einrichtungen der Ambulanten Sozialpsychiatrie (ASP) in Hamburg qualifiziert und begleitet, um in Theorie und Praxis die Kunst des inklusiven Freiwilligenmanagements zu erlernen. Finanziert wurde das Projekt von Aktion Mensch, dem PARITÄTSCHEN Hamburg und den 6 Akteuren der ASP (Gemeindepsychiatrisches Zentrum Eidelstedt (GPZE), Insel e.V., Nordlicht e.V., Nussknacker e.V., Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll, Vereinigung Integration und Assistenz (VIA e.V.).
Im Projektzeitraum wurden in allen sechs Einrichtungen Mitarbeitende als inklusive Freiwilligenmanager*innen ausgebildet: Sie leiteten engagiert + inklusiv in ihrer Einrichtung, bauten Freiwilligenteams aus dem Klient*innenstamm und Interessierten aus dem Sozialraum auf, akquirierten Engagement-Orte, entwickelten mit den Freiwilligen zusammen individuell passende Engagements und begleiteten ihre Freiwilligen ins und beim Engagement.
Zudem waren sie – mit der Projektleitung des KomMig – aktiv in der Öffentlichkeitsarbeit nach innen (Einrichtung, Träger) und nach außen (Land Hamburg, z.B. Freiwilligen-Agenturen, Landesnetzwerk aktivoli und auf Bundesebene bei der bagfa/Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen und im Paritätischen Gesamtverband.) Das Ziel war und ist: die Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements auch für Menschen mit Behinderung als ein Bürger- und Menschenrecht. Dies gilt auch für Personen in anderen ungünstigen oder benachteiligten Lebenslagen.
Wirkung
Durch die personenzentrierte, individualisierte Freiwilligenbegleitung mit all ihren Aspekten der Einzelberatung, der Freiwilligenqualifizierung und Austauschtreffen im Freiwilligenteam konnten die Mitwirkenden ungeahnte Aktivitäten im Engagement entwickeln. Die Wirkungen waren für sie in der Entwicklung ihrer Lebenssituation, im Krankheitsverlauf, in der Zukunftsplanung und im Zusammensein mit gleichinteressierten Freiwilligen – auch teamübergreifend – ausgesprochen positiv. Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit stärkt(e) die Persönlichkeit, das Selbstwertgefühl, stabilisierte die Solidarität untereinander und kann als ein Heilfaktor bei psychischer, aber auch anderer Beeinträchtigung (Behinderung o.ä.) begriffen werden. Vier Träger arbeiten seit Mai 2019 erfolgreich selbständig und bieten Begleitung beim inklusiven Freiwilligen-Engagement, aber auch vernetzt weiter zu arbeiten, wie es im Projekt engagiert + inklusiv entwickelt wurde, bleibt zentral wichtig.
Die Zielgruppe war nur im engeren Sinne das jeweilige Freiwilligenteam aus Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung und Engagement-Interessierten des Sozialraums. Die Basisannahme des Rechts aller Menschen auf ein selbstbestimmtes Engagement – unabhängig von ihrer jeweiligen Lebenslage – wurde durchweg als überfällig eingeschätzt und positiv verstärkt aufgegriffen und gefordert!
Die positive Resonanz zieht sich über alle gesellschaftlichen Bereiche: die Quartiere, die Arbeitskreise zum Engagement, u.a. aktivoli, Bezirke, Behörden, auf der Landesebene mit Auswirkung in einen differenzierten Schwerpunkt „inklusives Engagement“ auf die erweiterte Engagement-Strategie der Hansestadt Hamburg, bundeslandübergreifend (Arbeitsgruppe PARITÄTSCHER Landesverbände und des Gesamtverbands) und auf Bundesebene (Friedrich-Ebert-Stiftung AK Bürgergesellschaft und Demokratie, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (Bagfa) sowie Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).
Der von uns genutzte Begriff der Inklusion wird indessen erweitert verstanden und gesellschaftspolitisch interpretiert als Aufforderung zum Aufbau einer Gesellschaft für alle. Hier tritt zunehmend das Engagement von Menschen mit Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte in den Fokus. Das inklusive Engagement mit dem Ziel der aktiven Mitgestaltung unserer Demokratie muss alle einbeziehen, die hier leben (unabhängig von Status und Papieren). Als Begründungsbasis dienen die UN-Konvention der universellen Menschenrechte und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.
Literaturtipp: Arbeitshilfe Stiftung Mitarbeit Nr. 045: Nicole D. Schmidt/Petra Knust 2013: mittenmang dabei! Bürgerschaftliches Engagement als Chance (Stiftung Mitarbeit, Bonn).
Gefördert durch: